Schule am Bauernhof

In den letzten Tagen und Wochen haben uns über 250 Kindergarten- und Schulkinder auf unserem Bauernhof besucht und einen Vormittag bei uns verbracht. Für mich sind diese Tage die schönsten und zugleich auch anstrengendsten im ganzen Jahr.

 

Schön deshalb, weil

  • die Kinder mit so großer Begeisterung dabei sind,
  • ich glaube, dass die Kinder sehr viele positive Erfahrungen und Eindrücke mitnehmen können.
Anstrengend deshalb, weil
  • es für mich heißt den Hof präsentierbar zu machen,
  • ich schauen muss, dass jeder in meiner Familie Bescheid weiß, wann wie viele Kinder kommen und wo er/sie aushelfen soll und muss,
  • vieles einfach nicht planbar ist.

Schon alleine mit dem Wetter ist es manchmal sehr mühsam. Regnet es morgen oder nicht, kommt der starke Wind, der vorhergesagt wurde oder nicht - ich glaube so oft wie in dieser Zeit schaue ich ganzes Jahr nicht auf die Wetterseiten. Auch wenn wir Großteils in den Ställen unterwegs sind, sind die Kinder bei Starkregen dennoch patschnass, wenn wir auf den Weg zwischen den Gebäuden sind. Und beim Erdäpfel setzen sollte es ohnehin einigermaßen trocken sein, denn ansonsten sind die Kinder von oben bis unten voller Gatsch.

Jeder der Tieren hat weiß, dass auch hier vieles nicht planbar ist. Es sind schon einige unvorhergesehenen Ereignisse passiert. Einmal hatte ich die Kinder in zwei Gruppen geteilt. Während ich die eine Gruppe vom Schweinestall in den Kuhstall brachte, und dann mit der anderen Gruppe zum Schweinestall gegangen bin - das waren vielleicht fünf Minuten - ist ein Huhn in den Schweinestall gehüpft. Ich kürze die Geschichte ab: Das Huhn hat das Ganze nicht überlebt und die Kinder haben es gesehen. Bei einer anderen Gruppe hatten wir mal eine kranke Kuh, die gerade von der Tierärztin behandelt wurde. Auch darüber waren die Kinder natürlich besorgt. Es gab aber auch schon unvorhergesehene schöne Erlebnisse. So musste ich einmal mit einer Kindergartengruppe herumirrende Entenküken einfangen. Diese waren kurz zuvor geschlüpft und mit der Entenmutter unterwegs. Da wir auch Katzen haben, ist das Leben der kleinen Entchen in freier "Wildbahn" stark gefährdet und wir haben sie in den Stall gebracht.  

Auch wenn vieles nicht so kalkulierbar ist, wie wenn ich zu den Kindern als Seminarbäuerin in die Schule komme, möchte ich mich weiterhin dafür einsetzen, dass Kinder die Möglichkeit haben zumindest einmal im Leben einen aktiv wirtschafteten landwirtschaftlichen Betrieb und eine Bäuerin und/oder einen Bauern kennen zu lernen. Ich finde diesen Austausch sehr wichtig, denn gegenseitige Wertschätzung funktioniert viel besser, wenn man einander kennt. Wir Landwirtinnen und Landwirte - egal ob der Betrieb groß oder klein ist - sollten uns öffnen, einen Schritt auf die Konsumenten und Konsumentinnen zu gehen und einen Dialog beginnen. Die besten Botschafter von heimischen Lebensmitteln sind wir selber! Wir wissen von Grund auf wie Lebensmittel entstehen und wie wir auf unseren Höfen arbeiten und können das auch am authentischsten weitergeben. Diesen persönlichen Kontakt kann keine noch so teure Imagekampagne toppen! Das Projekt "Schule am Bauernhof", das vom Ländlichen Fortbildungsinstitut und von der Landwirtschaftskammer initiiert wurde und unterstützt wird, ermöglicht genau dieses Zusammentreffen von KonsumentIn und Produzentin, man kann sich gegenseitig kennen und verstehen lernen und geht mit einer ganz anderen Einstellung nach Hause bzw. wieder zu Arbeit.

 

Ich biete zwei Programm über Schule am Bauernhof an, und zwar "Erforsche den Bauernhof", wo ich mit den Kindern einen Rundgang auf unserem Bauernhof mache, sie beim Kühe melken dabei sind, im Schweine- und Rinderstall die Tiere füttern dürfen, unsere Kleintiere wie Gänse, Enten, Hühner & Co kennen lernen und Zeit für Spiel und Spaß darf natürlich auch nicht zu kurz kommen.

Mein zweites Angebot heißt "Einmal im Leben möchte ich ein/e ErdäpfelbauerIn sein". Hier dürfen die Schulkinder auf einem unserer Feldstücke im Frühjahr Erdäpfel setzen und im Herbst dann ernten. Alles was in ihrer Reihe wächst, dürfen sie mit nach Hause nehmen.

 

Hier noch einige Impressionen von "Schule am Bauernhof" auf unserem Betrieb ;-). 

Die Kinder beim Erforschen unseres Hofes

Die Kinder beim Erdäpfel setzen